Es ist Frühling in Helsinki. Die Straßen werden von den Kehrmaschinen gesäubert. Der ganze Split des Winters wird zusammengekehrt und weggebracht. Die Parks werden gereinigt. Die Blätterhaufen zusammengetragen, um sie zu entsorgen.


Wann gibt es in unserer Kirche mal einen Frühlingsputz? Daran musste ich denken, als ich mich heute in Diskussionen wieder mal in das finnische Kirchensystem eingearbeitet habe, das doch von dem Deutschen in so Vielem unterschiedlich ist. Ich habe das Gefühl in der Kirche in Deutschland steht ein Frühlingsputz an. Nicht nur steht er an, eher sind wir als Kirche vielleicht schon seit längerem dabei einen Frühlingsputz durchzuführen. Altlasten werden entsorgt: Dinge, die liegen geblieben sind und heute einfach keinen Sinn mehr haben. Wie von Baum gefallene Blätter, werden veraltete Strukturen zusammengekehrt, um sie zu entsorgen. Um Platz zu schaffen für eine neue Struktur und die Wiese und die Wege schön begehbar zu machen. In Bezug auf die Kirche stellt sich dann natürlich die Frage, was diese Blätter sind, was muss überarbeitet werden und was aufgegeben werden sollte, damit Energie und Platz für Neues da ist. Diese Frage zu beantworten ist nicht immer einfach und braucht viel Kommunikation. Das sehe ich gerade in den deutschen Gemeinden, in denen einschlägige Veränderungen anstehen: Obwohl wir wissen, warum die Sachen verändert werden, fällt es uns zuweilen doch sehr schwer, die Schritte tatsächlich einzuleiten.

Dabei tut frischer Wind doch gut…

Die Alepafahrräder und E- Roller werden in Helsinki wieder aufgebaut und rausgestellt.
Nach dem Frühlingsputz für die City, kann man sich nun mit neuer Energie aufs Fahrrad schwingen. Hier in Helsinki gibt es eine Werbung für die diese mietbaren Citybikes: “Nyt on varma kevään merkki! Kaupunkipyörät palaavat” was soviel heißt wie “Jetzt ist ein sicheres Zeichen für den Frühling! Citybikes sind zurück!”

An vielen Ecken in Helsinki gibt es eine Station um sich diese Fahrräder zu leihen. Man kann kurze Zeit damit fahren und sie an der nächsten Ecke wieder anschließen und für andere Passanten zurück lassen. Auf langatmige Kaufangebote eines eigenen Fahrrads kann so verzichtet werden. Ich brauche mir keine Gedanken darüber zu machen, welches Fahrrad für mich das Richtige ist. Ich habe hier ein einfaches Angebot an einem simplen Fahrrad, auf dem ich für eine Weile fahren kann. Das reicht vollkommen.

Und auch diese Beobachtung bringt mich an diesem Morgen zum Nachdenken über die Kirche in Deutschland: Vielleicht ist es ja das, was wir als Kirche brauchen: Ein City-Bike-Angebot… Ein Angebot in der Kirche, das nicht lebensänglich gedacht werden muss, sondern einfach auch mal nur bis zur nächsten Ecke. Die Eintrittsschwelle sollte möglichst niedrig gehalten werden. Ein Angebot, dass nicht auf Dauer der Menschen und ihrem konstanten regelmäßigen Besuch aus ist, sondern Aktionen und Veranstaltungen, die offen sind, für je andere und neue (oder halt auch bekannte) Gesichter. Vielleicht gibt es in der Kirche wie bei den Citybikes dann auch mal Zeiten, in denen sie mehr gebraucht wird. Zeiten, in denen häufig das Angebot genutzt wird. Das muss aber umgegkehrt nicht heißen, dass sie in den anderen Zeiten keine Rolle spielt. Wie auch ich durch die Stadt laufe und mich täglich dieser Fahrräder erfreue, die ich jeder Zeit nutzen könnte, so ist meiner Meinung nach die Sichtbarkeit der Kirche gerade auch in der heutigen Zeit von großer Bedeutung. Ich sehe sie, ich lese ihr Angebot und freue mich darüber, daran teilnehmen zu können, wenn ich möchte.

Und das tolle an den Fahrrädern ist ja: Sie sind umweltfreundlich. Sie schaden niemandem, halten einen selbst fit und lassen frischen Wind um die Ohren pfeifen…